Ostsee auf der Kippe?!

Der Ostsee geht es nicht gut. Eutrophierung, Schadstoffe, Munitionsaltlasten, Überfischung und Klimawandel setzen das Ökosystem zusehends unter Stress. Der Europa- Abgeordnete Rasmus Andresen, der Hochseeangler Thomas Lüdtke, die Leiterin der NABU-Landesstelle Ostseeschutz Dagmar Struß und dem ehemaligen Kreisbauernverbandsvorsitzenden Klaus-Dieter Blanck widmeten sich am Freitag, dem 22. Oktober, auf Einladung des grünen Ortsverbands Fehmarn diesem Thema.

v.l.n.r. Marko Möller (Scandlines), Rasmus Andresen und Falko Siering

Vor ab nutzte Rasmus Andresen gemeinsam mit Ortssprecher Falko Siering seinen Besuch auf Fehmarn dazu mit Scandlines ins Gespräch zu kommen. An Bord der Prinsesse Benedikte informierten sie sich über den Stand der Planungen zur emissionsfreien Schiffahrt für den Fährbetrieb. Anschließend ging es zur Diskussionsrunde im Café liebevoll.

Rasmus Andresen nutzte den Auftakt der Veranstaltung, um auf die Ergebnisse der Helsinki-Kommission (HELCOM) Bezug zu nehmen. Dabei haben sich die Anrainerstaaten der Ostsee auf ein Maßnahmenpaket geeinigt, um den Zustand der Ostsee in den nächsten zehn Jahren zu verbessern. Aus seiner Sicht kann sich das Paket sehen lassen, doch müsse diese Absichtserklärung nun auch in europäischer, nationaler und Landesgesetzgebung Berücksichtigung finden, damit die Ziele auch tatsächlich erreicht werden können. Er setze sich daher für eine Erweiterung des Green Deals um einen Blue Deal ein, um den Meeresschutz mehr in den Fokus zu nehmen.

Hohe Ziele hat man sich auch bei der Reduzierung der Nährstoffeinträge gesetzt. Eine der Hauptquellen ist die Landwirtschaft. Klaus-Dieter Blanck sieht für die Landwirtschaft die Schwierigkeit, dass die Nährstoffe über große Flächen verteilt ausgebracht werden und deren Auswaschung stark witterungsabhängig ist. Das betreffe sowohl konventionellen als auch Ökolandbau. Mit der Düngeverordnung und der Wasserrichtlinie werde man eine weiterhin stetige Abnahme der Einträge aus der Landwirtschaft sehen. Kritisch sehe er vor allem, dass die hohen politischen Ziele sich häufig nicht in der Praxis umsetzen lassen und hier häufig zu Frustration führen. Politik müsse versuchen, den gesamten Prozess stärker in den Blick zu bekommen.

Für Dagmar Struß vom NABU kann man nicht von den hohen Zielen abrücken, nur weil jahrelang zu wenig getan wurde. Dadurch habe sich der Handlungsdruck immer weiter verschärft. Es reiche nicht nur, die Schutzzonen auszuweiten, wie von der HELCOM beabsichtigt, sondern hier müsste auch der Schutz der Arten tatsächlich umgesetzt werden.

Thomas Lüdtke sieht für die Fischerei und den Angeltourismus schwarz. Auch er ist sich jetzt schon fast sicher, dass er nächstes Jahr nicht mehr in der bisherigen Form zur See fahren wird. Fehlsteuerungen aus der Vergangenheit hätten dazu geführt, dass einige Arten stark dezimiert wurden, und der menschengemachte Klimawandel gebe ihnen den Rest. Er bezweifelte stark, dass sich die Bestände erholen werden.

Die kontroverse Diskussion hat gezeigt, dass, um den Zustand der Ostsee zu verbessern, die Politik gezielter und umfassender agieren muss als in den zurückliegenden Jahren. Vor allem die praktische Umsetzung mitzudenken ist elementar, um die Menschen vor Ort auch mitzunehmen. Am Ende sind Europa wir alle, und nur gemeinsam lässt sich die Ostsee retten.